Wir vertreten die MAINung, dass Politik von der Diskussion lebt. Dieser Idee haben wir unseren Blog gewidmet. Wir sind Nikolaus Barth und Daniel Müller. Langjährig in der Jungen Union/CSU aktiv und zwischenzeitlich in verschiedenen Berufen und Orten beheimatet. Wir sind unseren Wurzeln dennoch weiterhin verbunden und mit dem steten Drang sich zu Wort zu melden. Die Themen reichen vom Untermain über München und Berlin bis nach Brüssel und darüber hinaus.

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Sonntag, 17. Oktober 2010

Stuttgart - das Ende einer Liebe?

München. Stuttgart ist für niemanden eine Liebe auf den ersten Blick. Zu sehr leidet die Stadt an ihrer Lage und an den Bausünden der Vergangenheit. Zu sehr trifft einem die Zurückhaltung der Schwaben. Stuttgart ist jedoch viel besser als der erste Blick verspricht. Dynamisch, kultiviert, imponierend und innovativ. Doch sie bleibt die große Unbekannte unter den deutschen Städten.

Selbst für die, die den zweiten Blick wagten und das erkannten, präsentiert sich Stuttgart in diesen Tagen als unbekannte Größe. Stuttgart ist wie jede Stadt nur die Summe ihrer Bürger. Keine der oben genannten Attribute scheint mehr zu passen, allen voran Innovationsfreunde des "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." ist nicht mehr präsent.

Doch wer die Proteste gegen Stuttgart 21 rein auf die technischen Belange reduziert greift zu kurz. Vielmehr scheinen die Bürger gegen die Politik unisono aufzustehen oder vielmehr gegen die Politik der jüngeren Vergangenheit. Zu sehr sind wir alle von den Entscheidungen der letzten zwei Jahre beeindruckt. Die Regierungen dieser Welt haben in großer Eintracht scheinbar schlimmeres verhindert - doch zu welchem Preis?

Vermutlich ist der Vertrauensverlust der Bürger in ihre Institutionen und gewählten Vertreter der Preis für diese Rettung. Vor allem die Union muss diesen Preis nun bezahlen. Sie hat ihre Legitimation aus den Wahlen bezogen mit dem Ziel Wohlstand und Gesellschaft zu bewahren und zu schützen. Die Demokratie, aber auch die Rechtstaatlichkeit als Teil der Demokratie, zu erhalten gehört auch dazu - sie macht unsere Gesellschaft aus. Die Union hat es nicht geschafft dieses zu vermitteln.

Stuttgart und die dortigen Verantwortlichen in Stadt, Region und Land zahlen nun auch diesen Preis. Sie bezahlen mit ihrer möglichen Abwahl. Und natürlich zahlen die Bürger und Freunde dieser Stadt. Sie werden lange die Folgen dieses Streits ertragen müssen. Und hierin liegt durchaus die Sorge begründet die Michael Klett in folgendem Satz formulierte.

"Vielleicht ist meine Liebe zu diesem Ort mit diesem Gefühl der Gefährdung noch größer geworden, aber zugleich werde ich das Unbehagen nicht los, dass Stuttgart für mich die Geborgenheit zu verlieren droht, derentwegen Städte gegründet wurden und werden und die ein gut geordnetes, intaktes Gemeinwesen gewährleistet muss."

Mehr ist nicht zu sagen - wer mich kennt weiß, ich liebe diese Stadt und teile heute Kletts Unbehagen.