Wir vertreten die MAINung, dass Politik von der Diskussion lebt. Dieser Idee haben wir unseren Blog gewidmet. Wir sind Nikolaus Barth und Daniel Müller. Langjährig in der Jungen Union/CSU aktiv und zwischenzeitlich in verschiedenen Berufen und Orten beheimatet. Wir sind unseren Wurzeln dennoch weiterhin verbunden und mit dem steten Drang sich zu Wort zu melden. Die Themen reichen vom Untermain über München und Berlin bis nach Brüssel und darüber hinaus.

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Sonntag, 20. Juli 2014

Der Wandel braucht Helden

Bindlacher Berg. Als Horst Seehofer die Landesversammlung verlässt, stehen die Delegierten und spenden reichlich Applaus. Auszug des Ministerpräsidenten, so vermerkt es das Protokoll. Zig Fotos werden gemacht und viele junge Hände geschüttelt. „Managed den Lebensalltag und vor allem fördert die Lebensqualität der Menschen“, gab Seehofer gerade noch seinen etwa 300 Zuhörern mit auf den Weg. Über Grundsätzliches wollte er reden. Über Zukunftsthemen sprach er. Die Junge Union Bayern tagte letztes Wochenende im Hangar West des Bayreuther Flugplatzes und wollte programmatische Akzente setzen. Doch verstand der politische Nachwuchs das Signal des CSU-Parteivorsitzenden? Ich wage eine Einschätzung.

Spricht Seehofer, kann er seinen Stolz auf seine „bayerische Leistungsbilanz“, insbesondere im Vergleich zu anderen Bundesländern, nicht verstecken. Darum sorgt er sich auch nicht. Klar ist für ihn, dass der pure Verweis auf die Erfolge der Vergangenheit kein Automatismus für zukünftige Wahlerfolge ist. Ihn treibt anderes um. Der Vorsitzende ermuntert sein junges Publikum, Volkspartei zu sein. Es heißt für ihn, dauerhaft in der Mitte der Gesellschaft zu stehen. Mitte-rechts, wie er bedächtig hinzufügt. Er weiß um die Sorge einiger Delegierter um den Markenkern von Junger Union und CSU. Eine unnötige Sorge, wie ich finde. Unter den Oberbürgermeistern der zehn größten deutschen Städte befindet sich keiner der Union. Ein fester Beritt der SPD und mit Stuttgart nun immer mehr auch der Grünen. Darüber ist nachzudenken, denn es gilt auch für viele der größeren bayerischen Städte und anderer Kommunen. Folgerichtig, dass Seehofer klar auf Josef Schmid verweist. Er soll der einzige an diesem Tage bleiben, dessen Beispiel der Ministerpräsident in Deutlichkeit und Breite lobt. Der Münchner führte einen Wahlkampf, der in der Grundhaltung liberal und in der Sache verbindlich war. Zukunftsgewandte, christlich-soziale Politik eben. Gerne bemüht er Franz Josef Strauß, wenn er sein Bild des Konservativen zeichnet, der an der Spitze des Fortschritts marschiert. Seehofer wirbt bei der Jungen Union für seinen Kurs, die Politik an den Sorgen der Menschen zu orientierten, ohne zu bevormunden oder ängstlich die Fahne in den Wind zu hängen. Mehrheitsfähig in der Mitte der Gesellschaft zu bleiben, auch wenn die Gesellschaft sich eben weiter entwickele oder verändere. In den Großstädten schneller als andernorts.

Mehr als eine Binse ist, dass als einzige Konstante der Wandel bleibt. Seehofers politischer Plan ist, sich schneller und besser mit der CSU anpassen. Er lädt ein, eine Antwort auf die Analyse der Parteienforscher zu geben, dass für die nächsten Wahlerfolge die CSU jünger, weiblicher, liberaler und moderner werden müsse. Ausdrücklich möchte er Menschen mit Migrationshintergrund für die CSU gewinnen. Eine Absage erteilt er einer eigenen Arbeitsgemeinschaft, denn er will die tiefe Integration in die Parteimitte garantieren und nicht das Thema in eine gesonderte, soziologische Parteiuntergruppe verbannen. Förmlich zu spüren ist, dass er gerade bei der Jungen Union für das Thema werben möchte und nach Unterstützern sucht. Viele der Anwesenden sind selbst recht neu in kommunale Mandate gewählt. Sie sollen es in ihre Gemeinden tragen. Nachdenklich stimmt, dass der Jungen Union ein exponierter Hoffnungsträger fehlt. Jeder Wandel braucht mindestens einen Helden. Wo ist er? Oder sie? Dem Landesvorstand fehlt es an Formaten wie einst Markus Söder oder Manfred Weber. Katrin Albsteiger einen Platz in hinterer Reihe zuzuweisen ist Verschwendung von Talent und polit-strategisch mindestens als ungeschickt zu bezeichnen. Die Junge Union Bayern arbeitet für das Jahr 2015 auf ein neues Grundsatzprogramm hin. Wünschenswert wäre, neben dem Grundsätzlichen, genauso auch die Zukunftsthemen festzuzurren. Und Helden zu identifizieren, die den Wandel personifizieren.