Roland
Schwing ist plötzlich und unerwartet gestorben. Er war eine Institution – ein Politiker
im besten Sinne des Wortes, Visionär und Gestalter. Er war der LANDRAT.
Für meine Generation war der Name Schwing Synonym für den Landrat.
Kaum vorstellbar, dass er einmal nicht mehr der Landrat ist und noch weniger,
dass er einmal nicht mehr da sein würde. Er hat mich und meine Heimat geprägt
wie kaum ein anderer: Willens- und durchsetzungsstark hat er konsequent die
Stärken seines Landkreises weiterentwickelt und ein tragfähiges Fundament für
die Zukunft gebaut.
Roland Schwing hat den Menschen seiner Heimat gedient und sie in
den Mittelpunkt seines politischen Lebens gestellt. Er setzte auf den Rohstoff
Geist als Basis des wirtschaftlichen Erfolgs der Region und vertraute auf die
Fähigkeiten der Menschen, ihre regionale Verbundenheit und ihr ehrenamtliches
Engagement. Wer ihn auch nur ein wenig kannte, konnte ahnen, wie wichtig ihm
seine Heimat und seine Familie war.
Zweifelsfrei konnte er es nicht jedem recht machen in seinem
langen politischen Leben, doch er bewies immer ein Gespür für die Menschen. Er
war präsent ohne abzuheben. Er war weltmännisch und regional verwurzelt wie
kein zweiter. Er war wortgewannt und volkstümlich. Er war näher am Menschen als
viele andere Politiker.
Die wenige freie Zeit gehörte seiner Familie und doch war er
pflichtbewusst Tag und Nacht im Einsatz für seinen Landkreis. Er war präsent
auf jedem Fest. Kurzweilig in jeder Rede, präzise in jedem politischen
Statement und selbstironisch, wenn es die Gelegenheit hergab.
So besuchte er die 50-Jahr-Feier der Obstplantage Röllfeld –
Großheubach. Während er auf dem Fahrrad sich dem Fest näherte, gab das Madolinenorchester
des Wandervereins Röllfelds gerade den Schlager „Du Schwarzer Zigeuner“ zum
Besten. Was keiner wahrnahm, nutzte er gekonnt zum Einstieg in sein Grußwort
und hatte die Lacher und die Aufmerksamkeit auf seiner Seite.
Es gibt unzählige weitere Anekdoten und jede erzählt die Geschichte
eines Mannes mit einem klaren Ziel vor Augen: Als Ergebnis seiner politischen
Arbeit, den Menschen geholfen und den Landkreis Miltenberg vorangebracht zu
haben. Er hat die Erwartungen an sich selbst mehr als übertroffen und seine
Talente in diesem Sinne eingesetzt.
Der Abschied fällt mit diesen Erinnerungen besonders schwer. Mag die
aktive politische Arbeit auch erfüllt sein, sein Leben war es nicht, denn er
hat sich sicher ein langes Rentnerdasein im Kreise seiner Familie gewünscht.
Uns, die nun ohne ihn auskommen müssen, wird er sehr fehlen.
Und so schließen die Erinnerungen am besten mit den Worten eines
deutschen Kardinals am Grab eines anderen großartigen Politikers, der auch am
3. Oktober viel zu früh verstarb: „Wie eine Eiche ist er vor uns gestanden,
kraftvoll, lebendig, unverwüstlich, so schien es, und wie eine Eiche ist er
gefällt worden. Aber vielleicht war es doch auch ein Zeichen Gottes, das er ihm
geschenkt hat, so kraftvoll wegzugehen, wie er gewesen war, dass er so
ungebeugt in unserem Gedächtnis stehenbleibt, wie wir ihn kannten.“
Roland Schwing
war eine Institution – ein Politiker im besten Sinne des Wortes, Visionär und
Gestalter. Er war Dienstleister am Menschen. Er war mein LANDRAT.