Wir vertreten die MAINung, dass Politik von der Diskussion lebt. Dieser Idee haben wir unseren Blog gewidmet. Wir sind Nikolaus Barth und Daniel Müller. Langjährig in der Jungen Union/CSU aktiv und zwischenzeitlich in verschiedenen Berufen und Orten beheimatet. Wir sind unseren Wurzeln dennoch weiterhin verbunden und mit dem steten Drang sich zu Wort zu melden. Die Themen reichen vom Untermain über München und Berlin bis nach Brüssel und darüber hinaus.

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Freitag, 26. Dezember 2014

Das Glaubensbekenntnis


Erlenbach. Brachten damals die Weisen aus dem Morgenland als gern gesehene Gäste noch Gold, Weihrauch und Myrre, sehen heute manche das Abendland von Neuankömmlingen bedroht. Legenden zur Folge stammten die Heiligen Drei Könige aus dem Gebiet, in dem gerade der so genannte Islamische Staat sein tödliches Unwesen treibt und damit einen massiven Flüchtlingsstrom generiert. Ein Exodus von unvorstellbarem Ausmaß, der Auswirkungen hinein in unsere Gesellschaft in Deutschland hat.

Bundesminister Wolfgang Schäuble beschrieb der Rheinischen Post die in Bevölkerungsteilen vorherrschende antiislamische Geisteshaltung und die Demonstrationszüge in verschiedenen Städten, als Folge von Fehlern der Politik. Er sähe, dass viele Menschen das Gefühl haben würden, dass sie sich in der institutionell verfassten Politik nicht wiederfänden. Er sorge sich vor allem um das soziale Gefüge. „Eine moderne, freiheitliche Gesellschaft hängt davon ab, dass die Menschen das Gefühl haben, es geht in ihr fair zu. Wenn diese Grundvoraussetzungen für sozialen Zusammenhalt verloren geht, wird das Gesamtsystem geschwächt.“.  Es geht also eher um die Wahrnehmung oder vielleicht um den Glauben, der die Wirklichkeit bestimmt. Aus Schäuble spricht der versierte Innenpolitiker. Seine Kompetenz über das Zusammenführen von Gesellschaften bewies er bereits als Mitgestalter des deutschen Wiedervereinigungsprozesses.

25 Jahre später drehen sich die Integrationsherausforderungen eher um Religion, Sprache und Kultur, als um die Überwindung eines sozialistischen Unrechtsstaates und den Folgen der Teilung. So wie damals Deutschland von entschlossenen Politikern, eben den Kohls, Köhlers, de Maizières dieser Zeit, zusammengeführt wurde, braucht es auch heute wieder - im besten Sinne - Integrationsfiguren. Der Cousin des ersten frei gewählten und auch letzten Ministerpräsidenten der DDR, der heutige Bundesinnenminister Thomas de Maizière lebt in Dresden und vertritt seinen Wahlkreis Meißen als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Er hat sich als Anwalt Ostdeutschlands über Sachsen hinaus verdient gemacht und genießt hohe Anerkennung in der ganzen Republik. Wer, wenn nicht er, kann sich um diese aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderung kümmern? Gerade da sich Menschen in seiner Wahlheimat zu Protestmärschen zusammen finden, ist seine mahnende Stimme mehr gefragt.

Wahrscheinlich verwundert es, wenn ich trotzdem fordere, die Kompetenzen für die Migrations-, Integrations- und Flüchtlingspolitik in eine eigenständige Behörde zu überführen. Zumindest gerne auch zunächst befristet. Das Thema ist wichtig, und dringlich allemal. Aus der Bundesbeauftragen und Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin sollte die „Bundesministerin für“ werden. Das zuständige Referat für die Vertretung bei der EU in Brüssel muss gestärkt werden. Die Bürger müssen zwar dezentral, ob in Dresden, Köln oder anderswo besser erreicht werden. Aber eine nachhaltige Lösung für Flüchtlings- und Migrationsfragen kann es nur im europäischen Kontext und im Zuge einer gemeinschaftsweiten Harmonisierung geben. Ich baue meine Hoffnung auf Politiker wie Serap Güler, denn sie sind personifizierte Erfolgsgeschichten. Als engagierte christ-demokratische Politikerin, gläubige Muslimin und studierte Germanistin ist sie eine herausragende Botschafterin integrationspolitischer Anliegen. Menschen wie sie sind die Verkörperung des Europamottos „In Vielfalt geeint“.

Das ist unsere einzige Chance als Gesellschaft. Denn Traditionsbewusstsein ist auf keinen Fall gleichbedeutend mit staatlicher Abschottung. Schon gar nicht hinsichtlich von Religion und Glauben. Deutschland entwickelt sich weiter, fest verankert in seinen christlich-jüdischen Wurzeln, nun eben mit für die hiesige Gesellschaft neueren Komponenten wie dem Islam.  Hier täte eine klarere Ansage der Bundeskanzlerin gut. Dass sie für ihre Bekenntnisse einsteht, hat sie mehrfach bewiesen. Auch wenn es wie 2008 bei dem Versprechen zur Sicherung der Spareinlagen  eher auf eine psychologische Wirkung abzielt, wäre ein Schritt gegangen. Wer darin nur Symbolpolitik sieht, springt zu kurz. Symbole gehören glücklicherweise zur Politik, wie der Islam zu Deutschland. Sie integrieren und stiften Sinn. Ohne politische Gesten hätte es keinen Kniefall in Warschau, keinen Handschlag von Verdun und keine Zeremonie vor dem Reichstag am 03. Oktober 1990 gegeben. Ich warte noch weiter auf das symbolträchtige Bekenntnis zum Miteinander der verschiedenen Glauben. Aber es wird kommen.

Auf, Christen, singt festliche Lieder



Erlenbach. Der Weihnachtsgottesdienst läuft und nicht alle Mechenharder Kirchgänger finden einen Sitzplatz. Sie drängen sich sogar in den Gängen. Kinder führen ein Krippenspiel auf. Der Chor und die Gemeinde singen. Deutscher, englischer, französischer, lateinischer Text. Gregorianische Musikelemente, die sogar aramäische Wurzeln haben sollen. Sichtlich erfreut am vollen Haus, zeigt sich der Zelebrant. Seine Predigt ist kurz und erhellend prägnant. „Wir brauchen keine Bedenken vor der Islamisierung  Deutschlands zu haben. Wir sollten uns eher darüber sorgen, ob wir noch christlich sind?“, reflektiert Pfarrer Franz Kraft über den Umgang mit Asylsuchenden in Deutschland. Er erinnert an die biblische Situation, als Maria, Josef und Jesus selbst nach Ägypten flohen. Mutmaßlich keine Wirtschaftsflüchtlinge. Eher von Herodes in Leib und Leben bedroht. Kraft hat recht.