Klingenberg/Main. Es ist viel zu früh einen politischen Nachruf auf Karl-Theodor zu Guttenberg zu verfassen. Nicht wenige tragen die Hoffnung in sich, er werde die deutsche und europäische Politik mit seiner Rückkehr beglücken. Seine frühere mediale Präsenz ist im Jahr 2012 verschwunden und flammte nur vereinzelt auf. Bleibt also die Frage, ob er nur vorerst gescheitert ist?
Wer sich mit dem Baron aus Franken beschäftigt, kommt an der jüngeren Geschichte seiner Vorfahren nicht vorbei. Gerade diese haben ihm sein eigenes Leben schwer gemacht. Es ist gut vorstellbar, wie er unter seinen Übervätern litt. Sein Großvater brachte es über alle Parteigrenzen hinweg zu großem Ansehen brachte. Er war Mitinitiator und Regisseur der ersten großen Koalition (1966-1969). Nicht weniger überzeugt sein Vater als Dirigent in der Welt.
Karl-Theodor großer Familienname wurde zu seinem Verhängnis. Das ist natürlich nur ein Teil der Wahrheit. Anspruch und Wirklichkeit haben bei ihm nicht zusammengepasst. Es verwundert bis heute, dass er Praktikas kunstvoll in berufliche Erfahrung umschrieb und das fehlende zweite Staatsexamen mit seiner Doktorarbeit zu heilen suchte. Hatte er das nötig?
In seiner Wahrnehmung offenbar schon. Anders hätte er seine rhetorische Begabung nicht in ein politisches Amt oder Mandat übersetzen können. Freilich reichte für den Sitz im Bundestag sein Name, spätestens aber beim Griff nach dem CSU-Bezirksvorsitz in seiner oberfränkischen Heimat (mittels Kampfkandidatur) und kurz darauf bei der Übernahme des Amtes als CSU-Generalsekretär wurden Fragen nach der Kompetenz laut gestellt.
In seiner Zeit als Minister konnte zu Guttenberg überzeugen und seine Art rief Neider und neue Gegner auf den Plan. Dabei überzeugten weniger die politischen Entscheidungen als viel mehr die mediale Zustimmung, in der sich viele Mitstreiter sonnten.
Er füllte Marktplätze und selbst Auftritte bei 'Wetten dass....' brachten ihm mehr Zustimmung als Kritik ein. Anders gesagt, er verlor ein Stück seiner Bodenhaftung. Doch sein tiefer Fall erdete ihn nicht. Noch immer scheint er über den Dingen zu schweben und ein Stück weit nicht nachvollziehen zu können, was mit ihm geschehen ist.
Ob ihm klar ist, dass er nicht ohne Partei auf die politische Bühne zurückkehren kann ist nicht überliefert. Zwischen vielen Zeilen kann man lesen, dass er nicht mehr in das politische Tagesgeschäft zurückmöchte, sondern eine verantwortungsvolle Position bei EU, UN oder NATO anstrebt. Doch auch diese Positionen werden politisch besetzt.
Eine Rückkehr in die deutsche Politik nach dem medialen Gewitter scheint nicht unmöglich. Der Weg wird steinig. Das guttenbergfreie 2012 hat ihm, seinen Freunden und Wählern gut getan. Mit mehr Demut und vor allem mit der notwendigen Geduld seine zweifelsfrei vorhandenen Talente zu beweisen, hat er eine Chance verdient irgendwann zurückkehren zu dürfen. Ob er diese Chance nutzt ist fraglich. Der Baron aus Franken ist vorerst gescheitert, das letzte Kapital seiner Biographie ist jedoch noch nicht verfasst.