München. Jürgen Trittin ist der Gerechte und Unfehlbare. Ohne Zweifel ist Herr Trittin über die Katastrophe in Japan entsetzt, zweifellos ist er in diesem Zusammenhang aber auch schadenfroh. Dabei muss er sich eigentlich fragen, wie er zu solchen Analysen und Aussagen kommt, gleichwohl er jahrelang für die Reaktorsicherheit zuständig war.
Wer heute darüber spricht, dass die Sicherheit deutscher Reaktoren zu keinem Zeitpunkt gewährleistet war und ist, wer die Verlängerung der Laufzeiten als größte anzunehmende Fehlentscheidung bezeichnet, der muss sich heute fragen lassen, ob er damals richtig gehandelt hat.
Jürgen Trittin hat den Atomkonsens der Regierung Schröder mitverhandelt und -getragen. Er hat wenig oder keine Sicherheitsverbesserung angestrebt. Er war bereit, um das Ziel des realpolitischen Erfolgs wegen, auf alles zu verzichten, was offenbar seiner Meinung und seiner Überzeugung entsprach. Die Restlaufzeiten, die die Regierung Schröder akzeptierte, betrugen viele Jahre, gar Jahrzehnte. Vor diesem Hintergrund ist es fragwürdig, ob er als Minister seinen Überzeugungen, seinem Gewissen und seinem Eid entsprechend gehandelt hat. Um seinem Anspruch gerecht zu werden, sollte er nicht nur die Korrektur bei jetzigen Regierung einfordern, sondern auch sich fragen, was er im Regierungsamt falsch gemacht hat.