Wir vertreten die MAINung, dass Politik von der Diskussion lebt. Dieser Idee haben wir unseren Blog gewidmet. Wir sind Nikolaus Barth und Daniel Müller. Langjährig in der Jungen Union/CSU aktiv und zwischenzeitlich in verschiedenen Berufen und Orten beheimatet. Wir sind unseren Wurzeln dennoch weiterhin verbunden und mit dem steten Drang sich zu Wort zu melden. Die Themen reichen vom Untermain über München und Berlin bis nach Brüssel und darüber hinaus.

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Dienstag, 10. Oktober 2017

Erinnerungen an den Landrat

Roland Schwing ist plötzlich und unerwartet gestorben. Er war eine Institution – ein Politiker im besten Sinne des Wortes, Visionär und Gestalter. Er war der LANDRAT.

Für meine Generation war der Name Schwing Synonym für den Landrat. Kaum vorstellbar, dass er einmal nicht mehr der Landrat ist und noch weniger, dass er einmal nicht mehr da sein würde. Er hat mich und meine Heimat geprägt wie kaum ein anderer: Willens- und durchsetzungsstark hat er konsequent die Stärken seines Landkreises weiterentwickelt und ein tragfähiges Fundament für die Zukunft gebaut.

Roland Schwing hat den Menschen seiner Heimat gedient und sie in den Mittelpunkt seines politischen Lebens gestellt. Er setzte auf den Rohstoff Geist als Basis des wirtschaftlichen Erfolgs der Region und vertraute auf die Fähigkeiten der Menschen, ihre regionale Verbundenheit und ihr ehrenamtliches Engagement. Wer ihn auch nur ein wenig kannte, konnte ahnen, wie wichtig ihm seine Heimat und seine Familie war.

Zweifelsfrei konnte er es nicht jedem recht machen in seinem langen politischen Leben, doch er bewies immer ein Gespür für die Menschen. Er war präsent ohne abzuheben. Er war weltmännisch und regional verwurzelt wie kein zweiter. Er war wortgewannt und volkstümlich. Er war näher am Menschen als viele andere Politiker.

Die wenige freie Zeit gehörte seiner Familie und doch war er pflichtbewusst Tag und Nacht im Einsatz für seinen Landkreis. Er war präsent auf jedem Fest. Kurzweilig in jeder Rede, präzise in jedem politischen Statement und selbstironisch, wenn es die Gelegenheit hergab.

So besuchte er die 50-Jahr-Feier der Obstplantage Röllfeld – Großheubach. Während er auf dem Fahrrad sich dem Fest näherte, gab das Madolinenorchester des Wandervereins Röllfelds gerade den Schlager „Du Schwarzer Zigeuner“ zum Besten. Was keiner wahrnahm, nutzte er gekonnt zum Einstieg in sein Grußwort und hatte die Lacher und die Aufmerksamkeit auf seiner Seite.

Es gibt unzählige weitere Anekdoten und jede erzählt die Geschichte eines Mannes mit einem klaren Ziel vor Augen: Als Ergebnis seiner politischen Arbeit, den Menschen geholfen und den Landkreis Miltenberg vorangebracht zu haben. Er hat die Erwartungen an sich selbst mehr als übertroffen und seine Talente in diesem Sinne eingesetzt.

Der Abschied fällt mit diesen Erinnerungen besonders schwer. Mag die aktive politische Arbeit auch erfüllt sein, sein Leben war es nicht, denn er hat sich sicher ein langes Rentnerdasein im Kreise seiner Familie gewünscht. Uns, die nun ohne ihn auskommen müssen, wird er sehr fehlen.

Und so schließen die Erinnerungen am besten mit den Worten eines deutschen Kardinals am Grab eines anderen großartigen Politikers, der auch am 3. Oktober viel zu früh verstarb: „Wie eine Eiche ist er vor uns gestanden, kraftvoll, lebendig, unverwüstlich, so schien es, und wie eine Eiche ist er gefällt worden. Aber vielleicht war es doch auch ein Zeichen Gottes, das er ihm geschenkt hat, so kraftvoll wegzugehen, wie er gewesen war, dass er so ungebeugt in unserem Gedächtnis stehenbleibt, wie wir ihn kannten.“

Roland Schwing war eine Institution – ein Politiker im besten Sinne des Wortes, Visionär und Gestalter. Er war Dienstleister am Menschen. Er war mein LANDRAT.