Wir vertreten die MAINung, dass Politik von der Diskussion lebt. Dieser Idee haben wir unseren Blog gewidmet. Wir sind Nikolaus Barth und Daniel Müller. Langjährig in der Jungen Union/CSU aktiv und zwischenzeitlich in verschiedenen Berufen und Orten beheimatet. Wir sind unseren Wurzeln dennoch weiterhin verbunden und mit dem steten Drang sich zu Wort zu melden. Die Themen reichen vom Untermain über München und Berlin bis nach Brüssel und darüber hinaus.

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Mittwoch, 13. April 2016

Der kleine (großartige Böhmer-) Mann


Ob Martin Erdmann momentan gerne zur Arbeit geht? Kann ich nicht beurteilen. Ob sich der 61-jährige privat regelmäßig das Neo Magazin Royale anschaut? Ich bezweifele es. Sicher ist nur, dass Martin Erdmann jetzt weiß, wer Jan Böhmermann ist. Denn dem deutschen Botschafter in Ankara ist der Grimme-Preisträger aus Bremen nun gewiss ein Begriff. Ob Erdmann das Gedicht „Schmähkritik“ gut findet? Es ist auch völlig unerheblich.

Die öffentliche Diskussion jedenfalls ist erheblich. Sie dreht sich nun also um ein Gedicht. Naja, zumindest reimen sich die Zeilen. Millionen von Gedichtinterpreten sind auf einmal am Werk. Das kennt man ja noch aus dem Deutschunterricht. Aus dieser Zeit sind uns auch pubertäre Schmierereien bekannt. Die sozialen Medien überschlagen sich: Wie gefällt das Gedicht? Darf Böhmermann das? Welche Satire ist erlaubt? Was sagt dazu der Dönermann von Böhmermann?

In Neo Magazin Royale würde Hans Meiser bestimmt dazu sagen: „Armens Deutschland, armes Deutschland“. Denn es hat an der falschen Stelle gejault, als Böhmermann provozierte und seine Finger in gleich zwei Wunden legte! Denn wir müssen dringend über zwei Sachen reden: Erstens ist die Kunst grundgesetzgarantiert frei und kein Anlass um Botschafter einzubestellen. Vor allem aber zweitens: Lasst uns dringend über Erdogan reden.

Wir brauchen eine Diskussion, wie wir mit Autokraten wie ihm umgehen. Nicht über Kunst. Kunst muss nicht immer gefallen. Sie kann auch richtig wehtun. Aber unsere Wachsamkeit muss den Mächtigen gelten, nicht den Künstlern. Kunst braucht Freiheit und die Freiheit braucht Kunst. Deshalb sollten wir uns nicht über die Qualität von Schmähreimen unterhalten. Wir müssen eine Debatte über Demokratie führen. Ich sage: Danke, Jan Böhmermann! Der Anstoß war wichtig, hoffentlich nutzen wir ihn.

Hut ab, denn Böhmermann zeigt uns eindrucksvoll, dass Widerstand die Pubertät der Veränderung ist. Es muss sich auch etwas verändern. Deutschland muss es schaffen, die Flucht- und Asylsituation zu managen und dabei die Humanität nicht aus den Augen zu verlieren. Sicher, dafür brauchen wir die Türkei. Ohne Erdogan ist nicht an ein Eindämmen oder Beenden des Konfliktes in Syrien zu denken. Trotzdem muss auf den Tisch, was der Staatspräsident kritischen Journalisten, Demonstranten, kurzum Andersdenkenden, rigoros in seinem Land angedeihen lässt. Das darf niemals (mehr) in unserem Land passieren.